am Institut für Germanistik der Justus-Liebig-Universität Gießen

In Gedenken an Fritz Pfeffer

30.04.2024

Heute vor 135 Jahren wurde Fritz Pfeffer in Gießen geboren.

Vor genau 135 Jahren, am 30. April 1889, wurde Fritz Pfeffer als eines von sechs Kindern jüdischer Eltern in Gießen geboren. Als die Nazis 1933 in Deutschland an die Macht kamen, war Fritz Pfeffer, der in Gießen das Landgraf-Ludwigs-Gymnasium besucht hatte, Zahnarzt in Berlin. Nach den Novemberpogromen 1938 floh er mit seiner Lebensgefährtin Charlotte Kaletta in die Niederlande. Zuvor gelang es ihm, seinen Sohn Werner aus erster Ehe mit einem „Kindertransport“ nach Großbritannien zu schicken, wo ihn Pfeffers dort lebender Bruder Ernst aufnahm.

1940 lernte Fritz Otto Frank in Amsterdam kennen und wurde in den Kreis der Freunde und Bekannten aufgenommen – darunter das Ehepaar van Pels und Jan und Miep Gies –, die sich an Samstagnachmittagen bei der Familie Frank zusammenfanden.  

Als die Nationalsozialisten die Verfolgungspolitik verschärften, immer häufiger Razzien stattfanden und immer mehr Juden und Jüdinnen verhaftet wurden, wollte Fritz untertauchen. Er fragte Miep Gies im Herbst 1942, ob sie denn ein Versteck für ihn wüsste. Daraufhin beriet sie sich mit den Familien Frank und van Pels, die bereits am 6. Juli 1942 untergetaucht waren und die sich bereit erklärten, Pfeffer in ihrem Versteck im Hinterhaus an der Prinsengracht 263 aufzunehmen. „Großartige Neuigkeiten, wir wollen noch einen achten Untertaucher aufnehmen!“, schrieb Anne am 10. November 1942 in ihr Tagebuch. 

Ab dem 16. November 1942 lebte Pfeffer im Hinterhaus und teilte sich mit Anne ein Zimmer. Das Zusammenleben auf so engem Raum war für beide nicht einfach. Anne gab ihm das Pseudonym „Albert Dussel“. So ist die die Erinnerung an Fritz Pfeffer heute maßgeblich durch das Tagebuch der Anne Frank geprägt. Am 1. Mai 1943 schrieb sie über ihn in ihr Tagebuch: „Dussel hatte Geburtstag. Zuvor hat er getan, als ob er nichts davon wissen wollte, aber als Miep mit einer großen Einkaufstasche kam, die vor Päckchen überquoll, war er so aufgeregt wie ein kleines Kind.“ 

Nach der Verhaftung am 4. August 1944 wurde Fritz Pfeffer zusammen mit den anderen Untergetauchten über das Durchgangslager Westerbork in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert, wo sie am 6. September 1944 ankamen. Von Auschwitz wurde er Anfang November 1944 in ein anderes Lager verlegt. Wie und wann Fritz Pfeffer schließlich in das Konzentrationslager Neuengamme kam, ist nicht bekannt. Dort mussten die Häftlinge schwere Zwangsarbeit verrichten. Am 20. Dezember 1944 starb Fritz Pfeffer im Konzentrationslager Neuengamme. 


Jedoch erinnert bis heute nichts in seiner Geburtsstadt an Fritz Pfeffer. Schülerinnen und Schüler der vierten Klasse der Hedwig-Burgheim-Schule setzten sich deshalb für eine angemessene Erinnerung an den gebürtigen Gießener ein. Unter dem Titel „Jüdische Kindheit in Gießen während des Nationalsozialismus – ein Zeitungsprojekt mit der Klasse 4 der Hedwig-Burgheim-Schule“ ist auf unserer Homepage ein Gastbeitrag erschienen, in dem ihre Lehrerin Tessa Schäfer über die Gestaltung des Projekts berichtet. Zum Beitrag gelangen Sie hier.


Drucken
TOP
Arbeitsstelle Holocaustliteratur
Otto-Behaghel-Str. 10 B / 1 · D-35394 Gießen · Deutschland
arbeitsstelle.holocaustliteratur@germanistik.uni-giessen.de
News

Diese Webseite verwendet Cookies
Wir verwenden Cookies, um Inhalte und Funktionen personalisieren zu können. Bitte treffen Sie Ihre Auswahl, um den Funktions-Umfang unserer Cookie-Technik zu bestimmen. Weitere Informationen zu Cookies finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.