Das Tagebuch aus dem Getto Lodz/Litzmannstadt ist eines der eindrucksvollsten Zeugnisse jiddisch schreibender Autoren aus dem Holocaust. Die Publikation ist im September 2015 erschienen.
Das Getto von Lodz/Litzmannstadt war das zweitgrößte im vom Deutschen Reich besetzten Polen. Mehr als 200.000 Menschen wurden ab Februar 1940 im ärmsten Viertel der Industriestadt zusammengepfercht. Nur wenig später begannen die Vergasungen der Juden aus dem Getto im Vernichtungslager Kulmhof, denen bis Mai 1942 rund 44.000 Menschen zum Opfer fielen. Am 1. und 2. September 1942 wurden ohne Vorankündigung die Krankenhäuser des Gettos geräumt. Beteiligt waren neben dem jüdischen Ordnungsdienst deutsche Gestapo-, Kripo- und Schutzpolizeibeamte, die die Menschen brutal zusammentrieben.
Józef Zelkowicz (1897-1944) arbeitete nach der Zwangsumsiedlung in das Getto im ‚Archiv des Judenältesten‘ und gehörte seit Januar 1941 zu den Autoren der Chronik des Gettos. Der ehemalige Journalist und Schriftsteller schrieb seine täglichen Erlebnisse nieder. Zelkowicz wurde im August 1944 nach Auschwitz deportiert und ermordet.
Erstmals in deutscher Sprache liegt mit diesem Band Józef Zelkowicz‘ Text zu den Räumungen und der darauf folgenden Deportation von fast 16.000 Männern, Frauen und Kindern vor. Nicht so sehr als Chronist denn als mitleidender Erzähler begegnet uns der Autor in diesem zutiefst bewegenden Textfragment.