Stolpersteine erinnern seit über 30 Jahren an Menschen, die von den Nationalsozialisten verfolgt, ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. Was in den 1990er Jahren als kritische Kunstaktion begann, ist längst in der bürgerlichen Mitte angekommen. Die kleinen messingfarbenen Plaketten auf Bürgersteigen vor Hauseingängen gibt es mittlerweile in fast jeder deutschen Stadt – auch in Gießen werden auf diese Weise individuelle Schicksale der Opfer in den öffentlichen Raum zurückgebracht. Stolpersteine sind etwas Alltägliches geworden. Aber haben sie heute noch eine Wirkung?
Dieser Frage sind drei Gießener Studierende in ihrem Dokumentarfilm „Stolpern wir noch?“ nachgegangen, der am 26. November 2024 ab 19:30 Uhr erstmals im Kinocenter Gießen (Bahnhofsstraße 34, Gießen) zu sehen ist. Nach der Vorstellung laden Sarah Carneim, David Hopper und Louise Lenth zur Diskussion.
Die Filmemacherinnen und -macher erzählen die Geschichte der Stolpersteine vor allem in Hessen und fangen dabei ganz unterschiedliche Blickwinkel auf das Gedenkprojekt ein. Sowohl ehrenamtliche Projektmitarbeiter:innen als auch Historiker:innen kommen zu Wort. Neben einem emigrierten Angehörigen, für dessen Familie Stolpersteine verlegt wurden, ist insbesondere der Künstler und Projektgründer Gunter Demnig ein zentraler Gesprächspartner. Er hatte die Studierenden exklusiv in sein Atelier im Vogelsberg eingeladen und ihnen Einblicke in seine Arbeit gewährt. Dadurch entsteht im Film ein komplexes Bild aus konkurrierenden Motivationen, Deutungen und Wirkungen, das vor dem Hintergrund von Populismus und Rechtsruck ganz grundsätzliche Fragen aufwirft: Was können und müssen die Stolpersteine heute leisten? Und wie und warum wollen wir heute überhaupt an den Holocaust und die NS-Diktatur erinnern?
Der Film ist im Rahmen des Masterstudiengangs Fachjournalistik Geschichte entstanden und wurde von dem Gießener Historiker Dr. Florian Hannig und dem Frankfurter Filmemacher Sascha Schmidt betreut. Unterstützt wurde das Projekt von der Ernst-Ludwig-Chambré-Stiftung zu Lich, der Fachstelle für Demokratieförderung und (phänomenübergreifende) Extremismusprävention (DEXT) und dem Landesprogramm „Hessen - aktiv für Demokratie und gegen Extremismus“.
Der Eintritt ist frei, Karten sind nur an der Abendkasse erhältlich. Mehr Informationen finden Sie hier. Weitere Termine für Screenings des Films folgen.