Mit 99 Jahren ist Wolfgang Lauinger, der wegen seiner Homosexualität von den Nationalsozialisten verfolgt wurde und 1950 in der Bundesrepublik erneut aus diesem Grund mehrere Monate in Untersuchungshaft saß, am 20. Dezember 2017 verstorben.
Der Frankfurter kämpfte für die Rehabilitierung von Homosexuellen, die wie er selbst im Nationalsozialismus wegen ihrer sexuellen Orientierung verfolgt und auch in der Bundesrepublik noch bis 1994 durch den Paragrafen 175 verurteilt wurden. Nachdem im Sommer 2017 endlich das Rehabilitierungsgesetz verabschiedet wurde, wurde Lauingers Antrag dennoch abgelehnt – weil er zwar in Untersuchungshaft gesessen hatte, aber nie verurteilt, sondern freigesprochen worden war.
Bis ins ganz hohe Alter trat Lauinger auch öffentlich und in Schulen auf - 2016 etwa auch im Literarischen Zentrum Gießen (LZG) - und erzählte von seiner Jugend während des Nationalsozialismus. Wolfgang Lauinger war nach den Nürnberger Rassegesetzen ein sogenannter Halbjude. Sein Vater Artur Lauinger wurde 1937 als einer der vermutlich letzten jüdischen Journalisten in Deutschland entlassen. 1939 wurde er zur Emigration nach London gezwungen und ließ seinen damals 20-jährigen Sohn Wolfgang in Deutschland zurück, der in der Wehrmacht dienen musste. 1940 wurde er jedoch als "Halbjude" aus der Wehrmacht entlassen. Daraufhin schloss er sich in Frankfurt einer Gruppe von Swingjugendlichen an, die sehr schnell die Aufmerksamkeit der Gestapo auf sich zog.
Die Geschichte der Familie hat Bettina Leder in ihrem Buch "Lauingers – Eine Familiengeschichte aus Deutschland" aufgeschrieben und 2015 im Verlag Hentrich & Hentrich veröffentlicht. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.