Den Abschluss der Veranstaltungsreihe, die im Rahmen der Ausstellung "Vernichtungsort Malyj Trostenez. Geschichte und Erinnerung" angeboten wurde, bildete ein Gespräch zwischen Dr. Ludwig Brake (Stadtarchivar) und Pfarrer Christoph Geist am Donnerstag, den 17. Januar 2019, in der Kongresshalle Gießen. Dabei stand der Abend gänzlich unter dem Motto der "Begegnungen": Brake und Geist berichteten über ihre Erlebnisse mit ehemaligen Zwangsarbeitern aus Osteuropa, welche sie im Rahmen von Besuchsprogrammen in den 1990er und 2000er Jahren kennengelernt und betreut haben.
Die Verbindung zu Malyj Trostenez, ursprünglich ein Lager für Zwangsarbeiter, und der Region Minsk wurde sehr deutlich: 33 der rund 4 500 Zwangsarbeiter, die in der Stadt Gießen unter anderem bei Poppe, Bänninger oder Heyligenstaedt tätig waren, kamen aus Weißrussland. Viele von ihnen wurden laut Christoph Geist von den Gießenern als "alltägliche Selbstverständlichkeit" angesehen, verschwanden nach Kriegsende und waren lange Zeit vergessen. In ihrer Heimat oftmals dem Kollaborationsvorwurf ausgesetzt, schwiegen viele der Betroffenen aus Angst vor Repressionen über ihr Schicksal. Erst einer Initiativgruppe aus Linden ist es zu verdanken, dass diese Opfergruppe schließlich in den Blick genommen wurde. Durch Besuche in den ehemaligen Arbeitsstätten sowie durch das hiesige Interesse an ihrer Geschichte fanden sie erst spät die nötige gesellschaftliche Beachtung.
Abgerundet wurde der Abend durch das Resümee von Prof. Dr. Thomas Bohn (Universität Gießen), einem der Hauptinitiatoren der Ausstellungsreihe. Mit rund 629 registrierten Besuchern, davon zwölf Schulklassen, die eine studentisch organisierte Führung durch die Ausstellung wahrnehmen konnten, genoß die Ausstellung einen beachtlichen Zulauf.
Interessierte können die Wanderausstellung ab dem 26. Januar bis zum 17. März 2019 im Institut für Stadtgeschichte im Karmeliterkloster Frankfurt am Main besichtigen.