am Institut für Germanistik der Justus-Liebig-Universität Gießen

Presseberichte

Gießener Allgemeine Zeitung, 20.01.2007

"Klänge unter Sternen" erinnern ans Judentum

Chambré-Stiftung gibt Lilienfeld-CD heraus – Am 28. Januar Konzert im Licher Kulturzentzrum

Die Chambré-Stiftung sucht unermüdlich nach Wegen, die Erinnerung an das oberhessische Judentum lebendig zu halten und geht dabei auch ungewohnte Wege. Neuestes Projekt ist eine CD mit jüdischer liturgischer Musik, die gestern Doris Nusko von der Stiftung, der für Produktion und Mischung verantwortliche Thomas Woitschek und Peter Damm von der Kulturwerkstatt Lich der Presse vorstellten. Unter dem Titel "Klänge unter Sternen" hat der bekannte und mit der Stiftung eng verbundene Francois Lilienfeld mit seinem Ensemble Melodien von Sulzer, Lewandowski und anderen eingespielt. Das Besondere: Die Aufnahmen entstanden an drei Tagen im September in den Räumen des Licher Kulturzentrums Bezalel-Synagoge und werden dort auch im Rahmen einer Feierstunde zum Holocaust-Gedenktag am Sonntag, 28. Januar, ab 17 Uhr live zu hören sein – bei freiem Eintritt, denn man will ein möglichst breit gestreutes Publikum ansprechen. Die CD selbst, in einer Auflage von 1000 Stück, ist zum Preis von 15 Euro bei Veranstaltungen im Kulturzentrum und im Licher Kino "Traumstern" erhältlich. Der Erlös kommt der Musikschule zugute.
 Im Zuge der am Anfang des 19. Jahrhunderts in Deutschland einsetzenden jüdischen Reformbewegung entstanden Orgelsynagogen, deren Mitglieder eine möglichst "klassisch-deutsche" liturgische Musik hören wollten. Orgel bzw. Harmonium erklangen so im Rahmen der Gottesdienste. Der orthodoxe Gottesdienst, zu dem das laute Mitbeten der Teilnehmer gehörte, passte nicht in dieses Konzept. Es gab sogar radikale Bestrebungen, das hebräische auf ein Minimum zu reduzieren und traditionelle jüdische Weise durch Kirchenchoräle zu ersetzen. Hier wirkte die gemäßigte Reformbewegung und setzte eine Liturgie entgegen, die jüdische Eigenarten beibehielt – aber in neuem musikalischen Gewand. Beispiele, die so ähnlich schon früher in der Licher Synagoge erklungen sein dürften, sind auf der Lilienfeld-CD zu finden.

Der ehemalige Kantor der jüdischen Gemeinde in Gießen hat die Kompositionen dieser Zeit neu arrangiert und mit seinem aus Musiklehrern bestehenden Ensemble unter dem Sternenhimmel des Kulturzentrums eingespielt. Sopranistin Sybille Blocher-Otttersbach, Flötist Matthias Seim, Geiger Georgi Stratev, Cellistin Margarethe Müller-Hillebrand, Pianistin Brigitte May und Bariton Francois Lilienfeld lassen die Kompositionen aus der Feder von Louis Eliezer Lewandowski (1821-1894), Salomon Sulzer (1804 bis 1890) und anderer weniger bekannterer Musiker zu einem berauschenden Klangerlebnis werden.
 Ursprünglich erklangen die Stücke im Gottesdienst zu Rosch Haschana (Neujahr), Yom Kippur (Versöhnungstag) oder zur Einsetzung des Schabbat. Nun sind sie auf dem neuen Medium nicht nur eine Erinnerung an das Judentum und seine Liturgie sondern auch einfach wunderschön anzuhören. Die besondere Akustik des Synagogen-Gebäudes spiegelt sich auf der CD, eingefangen von Thomas Woitschek, bestens wider.

Woitschek hat sein Studioequipment und seine "manpower" zur Verfügung gestellt, um Wertschätzung für die Arbeit der Stiftung auszudrücken. Die wiederum will mit dem Erlös für die Musikschule zeigen, wie wertvoll ihr, so Nusko die enge Verbindung von Kulturzentrum, Stiftung und Musikschule ist.

Gießener Anzeiger, 20.01.2007

Klänge unterm Sternenhimmel

Chambré-Stiftung legt CD mit jüdischer liturgischer Musik vor - Konzert am 28. Januar

LICH (ts). "Klänge unter Sternen" verspricht eine ungewöhnliche CD, die gestern beim Pressegespräch im Licher Kulturzentrum Bezalel-Synagoge vorgestellt wurde. Das von Thomas Woitscheck, dem Leiter der Licher Musikschule, produzierte Album enthält jüdische liturgische Musik, die im vorigen Herbst in der Synagoge aufgenommen wurde. Die musikalische Leitung hatte der Musikforscher, Sänger, Musiker und ehemalige Kantor der Jüdischen Gemeinde Gießen, Fran´cois Lilienfeld, der seit Jahren engen Kontakt zur hiesigen Region hält und wiederholt mit Konzerten und Vorträgen in Erscheinung getreten ist. Zuletzt dirigierte er das Liebigschulorchester bei seinem Weihnachtskonzert.

Der Titel der CD spielt auf die Decke in der ehemaligen Synagoge, den stilvoll restaurierten Sternenhimmel, an. "Unter diesem Himmel entfaltet sich ein wunderbarer Klang", sagte Doris Nusko von der im Kulturzentrum ansässigen Chambré-Stiftung, die sich über die gelungene Produktion freute. Stiftungsziel sei es, an das jüdische Leben in Oberhessen zu erinnern. Anders als mit Texten könne man diese Erinnerung nun mit dem Medium Musik auf andere Weise wachhalten. Doris Nusko kündigte an, dass der Verkaufserlös von 15 Euro je CD der Musikschule zu Gute kommen soll. "Dies ist auch ein Zeichen dafür, wie wichtig uns die Kooperation mit der Musikschule ist", betonte sie.

Als Thomas Woitscheck die aufwändige Produktion übernommen hatte, wusste er noch nicht, dass der Erlös die Kasse der Musikschule aufbessern soll. Dazu musste die Ausrüstung des Tonstudios nach Lich geschleppt werden. Die an vier Tagen in der Synagoge aufgenommenen Musikstücke wurden anschließend noch 180 Stunden im Studio geschnitten und bearbeitet. "Insgesamt habe ich 300 Stunden damit verbracht, aber ich habe es gerne gemacht", so Woitscheck. Mit dem musikalischen Ergebnis ist er sehr zufrieden: "Es ist beeindruckend, welch eine Klangfülle das Ensemble erzeugt."

Das angesprochene Ensemble besteht aus Interpreten, die allesamt als Musiklehrer tätig sind. Sybille Blocher-Ottersbach (Sopran) und Francois Lilienfeld (Bariton) werden von Georgi Stratev (Violine), Matthias Seim (Flöte), Margarethe Müller-Hillebrand (Violoncello) und Brigitte May (Klavier) begleitet. Lilienfeld hat die hauptsächlich im 19. Jahrhundert entstandenen, romantisch geprägten Stücke, die zu jüdischen Festtagen und im Gottesdienst erklingen, für das Ensemble umgeschrieben und neu arrangiert. 

"Die CD kann dazu beitragen, dass das Kulturzentrum in der Öffentlichkeit stärker wahrgenommen wird", sagte der Licher Kulturkoordinator Peter Damm. 
Gelegenheit, mit den liturgischen Stücken der CD Bekanntschaft zu machen, besteht für die interessierte Öffentlichkeit am Sonntag, 28. Januar, um 17 Uhr im Kulturzentrum. Fran´cois Lilienfeld wird dann auch Erläuterungen zu den einzelnen Werken geben. Der Eintritt ist frei, und natürlich liegt die CD zum Verkauf aus. Auch im Kino Traumstern kann sie erworben werden.



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